Nungut, über eine Rückfahrt muss man kein Tagebuch führen. In den Bus, schlafen, schlafen, Essen, schlafen, Fähre, schlafen, aus dem Bus. Zu Hause. Zack, fertig.
Von wegen.
Diese Sommerlagerrückfahrt wird uns wohl allen noch Lange in Erinnerung bleiben. (Die passende Echtzeitberichterstattung, um die abholenden Eltern in Langerwehe zu informieren, findet ihr hier.)
Alles fängt damit an, dass wir gegen 1:00 Uhr am Samstagmorgen, ca. 90 Minuten bevor wir auf der Fähre sein sollten, in einem Stau ankommen. Ärgerlich, aber so etwas passiert wohl. Zumal am Freitag wohl in England die Schulferien begannen.
Auch um 2:20 Uhr stehen wir noch im Stau – die eigentliche Fahrtzeit unserer Fähre. Aber dann nehmen wir eben die (Über-?)Nächste. Der Fährbetreiber schien da relativ flexibel.
Gegen 5:30 Uhr geht die Sonne auf und so langsam werden alle Busbewohner von ihrem Nachabbauschlaf wach. Es ist immer noch kein Ende des Staus in Sicht. Zwischendurch fahren wir mal ein paar hundert Meter, aber dann ist auch wieder Stopp.
Wir sind in einem sehr langen Stau auf der A20 vor Dover. Unsere Ankunft in Langerwehe gegen 10:00 Uhr ist utopisch. Neuer Ankunftszeitpunkt: Wir haben keine Ahnung.
Der Stau soll sich im Laufe des Tages bis auf 50 Meilen, also 80 Kilometer, erweitert haben. Dazu noch 20 Meilen (32 Kilometer) auf der zweiten Zufahrtsautobahn A2. Der Grund, wie wir im Laufe des Tages herausfinden: Frankreich hat in den letzten Tagen wieder Grenzkontrollen eingesetzt, aber dabei nicht sein Personal erweitert. Als wäre das nicht genug, scheint in der Nacht nur ein Grenzbeamter für Reisebusse anwesend zu sein, so dass die Abfertigung eines einzigen Busses 40 Minuten dauert. Die Fähren fahren halbleer, damit nicht auch noch die Reisende, die es bereits durch die Kontrollen geschafft haben, warten müssen. Ein planerisches Grenzdesaster – und wir mittendrin.
Bis 18:00 Uhr stauen wir uns die Autobahn entlang. Immer wieder sammeln wir unsere Kinder ein, zählen alle belegten Plätze, fahren 800 bis 1200 m – und steigen wieder aus. Und so geht’s die gesamten 8 Kilometer vor Dover. Mal schneller, mal langsamer; meistens allerdings langsamer. Wir spielen zwischen den Autos und LKWs, führen unseren ersten Autobahntanz auf, musizieren mit einer französischen Band, dösen.
Wir haben nicht mit so einer langen Fahrt gerechnet und werden kreativ mit dem Proviant, was wir dabei haben. Es gibt Brote, Cracker mit Nutella und Brotaufstrich, es gibt Obst und Gemüse. Am Nachmittag verteilt die Küstenwache von der Gegenfahrbahn, die auch gesperrt zu sein scheint, Wasser. Das ist gut, denn das wird so langsam knapp.
Am Abend kommen wir in Dover an. Die Polizei lässt nur wenige Autos auf einmal in den Ort, vermutlich um den Bewohnern dort noch ein paar freie Straßen zum Fahren zu ermöglichen. Als wir die Ortsgrenze passieren durften erwartet uns… das gleiche Spiel wie vorher. Wir stauen uns zum Grenzterminal. Dort, endlich, geht’s etwas schneller voran. Die Spuren für Reisebusse sind weitestgehend frei. Und zum ersten Mal heute scheinen wir auch Glück zu haben: Wir kommen durch die Grenzkontrollen sehr schnell durch. Vermutlich wurden die verschärften Grenzkontrollen dann mittlerweile doch wieder entschärft.
Um 21:00 Uhr, fast 19 Stunden nach unserer anvisierten Abfahrt, sind wir auf das Fährterminal und warten auf das nächste freie Schiff. Auch am Terminal: Ein Fast-Food-Restaurant, die einzige Möglichkeit um etwas zu Essen für uns Teilnehmer zu kriegen. In der Not essen wir auch das (und lernen mehr denn je die tolle, nahhafte, frische, ausgewogene, natürliche Küche der letzten Wochen zu schätzen – danke, Küchenteam!).
Eine Stunde später auf der Fähre hören wir von unserem Begleitauto, darin u.a. Tobias und Sarah. Sie waren schon früher vom Platz gefahren und ursprünglich ca. 30 Minuten vor uns. Sie sind jetzt zu Hause angekommen. 30 Minuten → 6 Stunden. Keine schlechte Relation.
In Calais angekommen geht es allerdings auch für uns relativ schnell. Wir kommen wie geplant gegen 7:00 Uhr am Pfarrheim an. Fast 24 Stunden später als eigentlich geplant. Eine echte Erfahrung, die so positiv vermutlich nur mit so einer tollen Truppe klappt, wie wir sie in diesen zwei Wochen geworden sind. ♥
Auch ein großer Dank an unser Busunternehmen Dressel aus Langerwehe, die mit uns diese Strapazen durchstanden!
Das war das Tagebuch des Sommerlager 2016, das einen Tag länger wurde, als erwartet. Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht.
Bis in zwei Jahren dann!