Auf so einem großen Zeltplatz, wie es hier in Blidingsholm der Fall ist, muss ein jeder seinen Part erfüllen. Dass man alles reinlich und sauber hält, ist für uns als Pfadfinder
Wir teilten uns auf und zogen über den Platz: Die einen sammelten den Müll auf diesen Wegen, die anderen Müll auf jenen. Die Rover übernahmen das Duschhaus, was sie schrubbten und von Mücken befreiten. Parallel dazu hatten sie sich übrigens zwei Kanus von einem Nachbarstamm geliehen, damit sie einmal kurz austesten konnten, wie sehr ihre Kanufähigkeiten vorhanden waren. Immerhin haben sie am Montag und am Dienstag noch Größeres als der Rest des Stamms vor! Aber dazu … später mehr.
Nach einer guten Stunde war der Platz frei allen Mülls und Mücken. Bevor wir uns dem restlichen Tagesgeschäft widmeten, nutzten wir noch den siebten (und wahrscheinlich erstmal letzten richtig) guten Tag zum Waschen. Manuel wandelte dabei die gestern Abend frisch durch die Fischstäbchen gewonnene Kraft in Translationsenergie um und ließ ein paar Baumstämme Newtons Kraftgesetze fühlen. Mit anderen Worten: Er spaltete Holz, das wir von einem abreisenden Nachbarstamm großzügigerweise zur Verfügung gestellt bekommen hatten. Aber das Wetter war immer noch schön, es brauchte als sicherlich noch etwas Zeit, bis wir es benutzen konnten.
Um 14:00 hatten wir ein Date. Ein Date mit Paula. So hieß die Dame des Zeltplatzes, die uns über die Kletterwand führen wollte. Die Kletterwand besteht aus drei Teilen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und ist auf der anderen Seite des Flusses hier installiert. Erst einmal mussten wir also alle Mitkletterer mit einem kleinen Ruderboot übersetzten. Kein Problem für uns durchtrainierte Hochleistungspfadfinder.
Doch kurz bevor alle (darunter: ICH!) im Kletterpark waren, wurden wir auch schon wieder auf offenem Wasser zum Umkehren gebeten. Warum? Das erfuhren wir später: In der Kletterwand hatten es sich ein paar schwedische Hornissen (die hier gar nicht so selten wie in Deutschland sind) gemütlich gemacht. Unsere Kletterführerin stellte das leider erst zu spät fest und holte sich ein paar Stiche ab.
Kein Klettern für uns. Schade!
Regen setzte tatsächlich auch noch ein und legte einen leichten Hauch Kühle über den Platz. Sehr angenehm.
Auch wenn wir nicht klettern konnten, natürlich wussten wir trotzdem viel mit der Zeit anzufangen. Wir spielten Volleyball, trieben uns im Düsterwald herum, erforschten die Morde in Black Stories oder lasen ein gutes Buch. Es gibt immer was zu tun.
Hätten wir gewusst, wie friedlich diese Stunden rückblickend waren, wir hätten sie wohl besser ausgenutzt.
Denn mit einsetzendem Sonnenuntergang kamen langsam, aber dann doch ganz drastisch Monstermücken. „Monster“ nicht etwa, weil sie so groß wären – das wäre ja noch schön gewesen, dann hätten wir sie besser getroffen. Nein. „Monster“ weil sie so viele sind! Verweilte man mehr als eine Minute an einer Stelle, so waren mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent 88 Mücken in mittlerer Körperentfernung von 66 mm um einen herum. Und schwirrten und flogen weg und kamen wieder und schwirrten und setzten sich und suchten ein flauschiges Plätzchen UND STACHEN. Überall Mücken, immer um uns herum.
Die Ersten hielten es um 21:00 nicht mehr aus und zogen sich in ihr Zelt zurück. Dort waren zwar auch Mücken, doch hatte man diese getötet, würden zumindest nicht ganz so viele neue durch die Lücken wieder hereinkommen.
Wir trugen „Nordic Summer“ auf – von den Einheimischen als das „letzte Mittel“ gepriesen. Eine Paste die nach purem Rauch stinkt. Assoziationen laufen von Lagerfeuer, über Fleisch bis Räucherlachs. Selbst dieses letzte Mittel schien nichts zu wirken. Und so waren wir gleichzeitig nerven- und ratlos als etwas eigenartiges passierte.
Um 23:30 gingen die Mücken. Kein Summen am Ohr, kein nervöses Zucken mit den Händen! Die Mückenplage war wieder auf Normalniveau.
Seltsam. Aber beschweren tun wir uns nicht.
Mückenzähler nach diesem Tag: 6524.
Und jetzt bete ich für einen mückenfreieren Abend. Ach was. Ich glaube fest an ihn.