Osterfahrt 2014

Unsere Osterfahrt durchs Rheintal nach St. Goar war etwas Besonderes. Denn diesmal wanderten nicht nur wir alleine, sondern gut gemischt mit den Waldläufern aus Viersen. Wir haben uns auf allen möglichen Aktionen letztes Jahr kennen gelernt und sind inzwischen so gut befreundet, dass wir beschlossen,  zusammen auf Fahrt zu gehen. Doch der Umstand, dass wir so weit auseinander wohnen, machte die Planung sehr kompliziert. Als wir am 21. April, dem Ostermontag, starteten kannten wir nur unser Ziel: Den rheinischen Singewettstreit in St. Goar.

Unsere Fahrtengemeinschaft bestand aus sieben Leuten, drei Waldläufer und vier von uns Pfadfindern. In St. Goar sollten dann noch mehr von uns dazu stoßen, doch erst mal kümmerten wir uns um uns. Wir kamen in Bingen gegen Mittag an und besorgten eine Wanderkarte in einer Jugendherberge. Als wir die Karte bezahlen wollten, sagte man uns dass wir sie geschenkt bekommen. Natürlich freuten wir uns und bedanken uns mehr als einmal. Schließlich wussten wir noch nicht, warum wir die Karte sozusagen hinterher geworfen bekamen. Also zogen wir mit Feuereifer unserem Ziel entgegen. Doch schon nach wenigen Kilometern ahnten wir, das mit unserer Karte etwas nicht stimmte: Es fehlten Wanderwege. Zum Glück war unser aktueller Wanderweg eingezeichnet und wir gingen fröhlich weiter.Den ersten Abend verbrachten wir auf einer wunderschönen Lichtung. Der Abend war warm und so machten wir Feuer vor unserem Zelt. Es wurde gegrillt, viel gesungen und gelacht. Auch die ein oder andere Gruselgeschichte aus dem Rheintal wurde erzählt bevor, es ans Schlafen ging.

Der zweite Tag begann erst nach ein paar Tassen Kaffee und einem ausgiebigen Frühstück. Nachdem der Schlaf sich endlich verzogen hatte und alle gewaschen waren, wurde die Lichtung aufgeräumt und es ging weiter. Dieser Tag war voller kleiner Abenteuer. Wir fanden eine Hängebrücke über einer Schlucht, die freigelegten Ruinen eines römischen Gutshauses und erkannten das Mysterium unserer Karte: Alle Wege, die auf der Karte eingezeichnet waren, existierten nicht. Das zeigten uns die Wanderkarten auf einem Wanderparkplatz. Auf diesen Karten konnten wir auch endlich unseren Standpunkt erkennen, und dieser gefiel uns allen nicht. Wir waren zwei Tage lang einen großen Bogen gelaufen und mussten feststellen, dass wir jetzt wieder näher an Bingen als an St. Goar sind. Tatsächlich hatten wir uns von unserem Ziel sogar entfernt. Etwas entrüstet, doch trotzdem nicht in unserer Laune gedämpft, beschlossen wir, zurück nach Bingen zu laufen, denn dass war der nächste Ort und wir mussten am Mittwoch einkaufen gehen. Also gingen wir den Rest des Tages Zurück in Richtung Bingen. Als es Zeit wurde, einen Lagerplatz zu suchen, waren es noch einige Kilometer bis nach Bingen. Wir suchten nach einem schönen Lagerplatz für unsere Kothe und fanden einen Forst-Botanischen Garten in dem es wunderschön war und genug Platz war. In diesem Garten wurden Mammutbäume angepflanzt und gepflegt, was für uns ein bisschen das Feeling von Urwald gab. Diese Umgebung nutzten wir aus und spielten eine Runde „Hungergames“ nach unseren eigenen Regeln. Nach diesem Spiel waren wir alle ausgepowert und hungrig. An diesem Abend gab es Couscous mit einer improvisierten, aber sehr leckeren Gemüsepfanne. Nach dem Essen erschallten an unserem Feuer natürlich wieder Lieder und Geschichten, bevor wir uns in unsere Schlafsäcke legten.

Tag drei begann zwar spät, aber mit einem guten Tempo. Schnell war gefrühstückt, die morgendliche Hygiene betrieben und das Zelt abgebaut.  Singend zogen wir durch den Wald zurück nach Bingen. Als wir am Nachmittag dort ankamen waren wir alle verschwitzt und durstig, denn es war ein sehr sonniger, heißer und schwüler Tag. Wir kauften uns allen als allererstes ein Eis. Während wir dann Eis essend auf einer Mauer pausierten, bekamen wir auch noch zwei Flaschen Sprudelwasser von einem Mann geschenkt, der scheinbar Pfadfinder mochte und uns für unsere Fahrt lobte. Nach unserer Mittagsruhe gingen wir dann einkaufen. Mittlerweile war es schon später Nachmittag und wir hatten alle keine Motivation noch weiter zu laufen. Also begaben wir uns auf eine stundenlange Suche nach einem Schlafplatz und unser Plan, für den Rest des Tages nicht mehr zu wandern, löste sich auf. Doch die Suche lohnte sich, denn nach einigen Rückschlägen bei dem Fährmann auf die Frage hin, ob wir auf der Insel des Mäuseturms Schlafen könnten, fanden wir einen Sandstrand direkt am Rhein und gegenüber dem Mäuseturm. Wir genossen den Abend am Wasser, pfiffen auf unsere Kothe und schliefen direkt unter den Sternen.

Der Donnerstagmorgen war erst mal nur eins: sehr Kalt. Erst weit nach Sonnenaufgang und am wärmenden Feuer tauten wir auf und wurden aktiv. Naja, sagen wir lieber, wir wurden aktiver. Der Sandstrand, die Sonne und das kühlende Nass des Rheins hatten uns gefesselt. Wir hatten uns so sehr in diesen Ort verliebt, dass wir einstimmig beschlossen, den ganzen Tag dort zu bleiben und erst morgen weiter zu ziehen.Gesagt, getan! Wir gingen nochmal einkaufen, machten Schokoladen Fondue und bauten eine Schaukel. An diesem Tag schrieben wir unser Fahrtenlied „R(h)einer Wein“,  welches unser Leben an diesem Tag sehr gut beschreibt. Ein paar Zitate aus unserem Lied um einen Eindruck von unserem Tag zu geben: „Wir tunkten Obst in Schokolade ein und […] lagen im Strand im schönen Sonnenschein“ oder „Am Abend wurde viel gelacht […] und gesungen, die Stimmung war ja ziemlich ungezwungen“. Wer ab und zu mal an den Lagerfeuern oder bei dem Singekreis unseres Stammes dabei ist, wird dieses Lied Sicherlich auch mal zu hören bekommen. Der Abend endete leider viel zu früh, weil wir das Feuer ausmachen mussten. Dass Feuer machen an diesem Strand verboten war, war keinem von uns bewusst gewesen und so waren wir sehr überrascht, die Polizei plötzlich in unserer Runde zu haben. Doch keine Sorge, wir hatten kein  ernsthaftes Problem. Wir mussten nur das Feuer ausmachen und damit hatte sich die Sache geklärt. So kam es also, dass wir alle unfreiwillig schlafen gingen.

Am nächsten Morgen stellten wir jedoch fest, dass es gut war, genug  Schlaf bekommen zu haben, denn wir mussten sehr früh aufbrechen. Wir hatten schließlich noch 30 Kilometer zurückzulegen. Wir räumten den Strand auf und packten unsere Sachen. Das Tolle war, das unsere Rucksäcke alle viel leichter waren, denn wir mussten keine Lebensmittel mehr schleppen. Am Abend waren wir nämlich in St. Goar und dort trafen noch andere von unserem Stamm und von dem Horst der Waldjugend Viersen ein, die Lebensmittel für das Wochenende mit hatten. Wir kamen noch vor den anderen auf der Burg Rheinfels an und reservierten schon mal den Platz für unsere Jurte, holten die Eintrittskarten für unseren Stamm ab und ruhten uns aus. Unsere Fahrt war damit beendet und das Lager auf der Rheinfels und der Singewettstreit konnten beginnen.